HIGH END 2022 in München Teil A

Endlich ! 3 Jahre! Das Warten hat sich gelohnt, das Modecenter München öffnete wieder die Tore von 4 Hallen und insgesamt 7 Stockwerken für die HIGH END 2022. 

Wenn am ersten Tag der Eindruck entstand, es wäre etwas weniger Leute, dann sind das sicher hauptsächlich Chinesen, oder andere noch nicht so reiselustige Geschäftsleute aus den USA. Donnerstag und Freitag waren ja diesmal dem Fachhandel und der Presse ( yours truly!) gewidmet. Ein paar Stände sind leer geblieben, Halle 1 ist schon immer ein Stiefkind gewesen, und die neue Zulieferer-Messe IPS dürfte unter dem chinesischen Lockdown gelitten haben. Zweiter Grund sind die seit fast Jahrzehnten gewohnten Stamm-Plätze in Halle 2 – 4 , die einem Wechsel in die Halle 1 entgegen gestanden sind. 

Der Alters-Durchschnitt war auch an den Publikumstagen eher geriatrischer Natur. Mit fast 70 fühlt man sich da jung und lebendig. Hat auch mit dem Vorführmaterial zu tun, dazu aber später. 

Trend 1 , der mir persönlich eher auf die Nerven gegangen ist: Fast alle spielen mit ultrateuren Plattenspielern oder CDs . Selbst in der obersten Klasse kratzt man den Sound aus Vinyl, die namhaftesten Firmen zeigen Laufwerke jenseits der 20 000 Euro Preiskategorie. Gemessen an der Streaming-Dominanz des Weltmusikmarktes ist das geradezu lächerlich. Dafür gab es als Ausnahme, welche die Regel bestätigt, Japan-Pressungen um wohlfeile 6 € . Eine Platte mit nur japanischer Beschriftung hat mich zuhause überrascht musikalisch. Japanische Chöre mit Tenor. Sehr interessant. 

Trend 2 Viel weniger Kopfhörer waren zu sehen als noch vor drei Jahren. Unter denen aber einige ganz wunderbare Modelle z.B. von Hifiman oder auch Spirit aus Turin. Kopfhörer sind eher eine Sachen der Jungen, die aber waren kaum vorhanden.

Trend 3 Nahezu JEDER Stand ist akustisch „behandelt worden“. Vom Vorhang bei PMC über Wandpolster bei MAGICO, Holzverschalungen bei GAUDER bis zu Kunstwerken bei TAD. Dort übrigens aus polnischer Provenienz! . No to dobsze. 

Trend 4 Die allermeisten grandiosen Erfahrungen haben wir mit Zweiwegsystemen gemacht . Oder 2.5 , also zwei gleiche Mitteltieftöner und 1 Hochtöner. Manchmal auch mit im Gehäuse eingebauten Subwoofer. Die wiederum immer öfter nach links und rechts strahlen, und so schlanke Gehäuse ermöglichen. Blade Style sozusagen, wenn man an die große KEF denkt. Leider war diese Firma aber NICHT in MUC . Sehr schade. Boenicke mit ähnlichen Lautsprecherformen hat uns auch sehr gefehlt. 

Trend 6 Mehr und mehr sehr ernsthafte Anbieter kümmern sich um den Ethernet-Hub oder Switch. NORDOST zB. , dort kostet das Teil – das man sonst um 28.- € bei Conrad kauft , oder audiophil um 400.- bei Silent Angel – dann jedoch satte 3600.- Euros !! Halte ich für obszön, zumal es kein „einfacheres“ Modell gibt. MELKO entblödet sich sogar 6000.-Euros haben zu wollen, da sie das Netzteil ausgelagert haben. So gut kann der gar nicht klingen, dass ich den haben wollte. 

Je cleverer die Firma desto kleiner die Demoboxen

Natürlich haben wir alle geglaubt wir können die Magico M9 sehen, beim Händler wird ein Lautsprecher um 750 000 $ selten stehen. Aber Magico ist clever und so steht im Demoraum die A5 ( immerhin noch 30 k teuer) , denn die macht bereits schöneren Klang als fast alle im Haus. Viele Firmen spielen mit B&W 802 , denn für die Raumgröße passt die viel besser als eine große 801er. Den Vogel schiesst natürlich TOTEM ab, deren KIN Serie so klein aussieht, dass man fast Mitleid hat. Bis Vince Bruzzese dann Highway to Hell spielt oder Yello, und alle Hosenrohre kommen ins flattern. Riesenmagneten, ein unfassbar großer Hub und ein Gehäuse das fast rundum abstrahlen lässt. WÄHREND der Demo wird eine KIN Tower um 90 Grad gedreht und das Klangbild bleibt fast unverändert!!! So muss Lautsprecherbau. Dass das aktive Päärchen um 2500.- zu haben ist, kann dann nur mehr als Kaufempfehlung gedeutet werden, nach dem was wir gehört haben.

Das Lineup von Project-Audio umfasst mittlerweile geschätzte 187 Modelle, auch EAT, die Nebenlinie der Gattin ist mittlerweile geschätzt bei 20 Modellen. Da dürfte nicht einmal der Boss mehr den Überblick haben. Als auch im Mobiltelefongeschäft sozialisierter Manager schwant mir ein NOKIA Schicksal, denn so viele Modelle KANN man nicht servicemässig durchhalten. Aber balanced Kabel machen natürlich Sinn, und schön sind fast alle Modelle.

Zubehör für Oligarchen

Dass die Lautsprecherkabel nicht am Boden liegen sollen, feiert fröhliche Urständ. Ausgeben kann man dafür mehr als der Durchschnittshaushalt für die ganze Anlage. Den Vogel in den Kopf getroffen hat man bei HiFiSTAY , die Spikes mit exorbitantem Innenleben nur im 4er Pack verkaufen. Um 1000.- Euros !! Pro Stück!!!. Auch die flauschig roten Kabel von WAY Cables sind obszön im Preis; auch wenn Slobodan Tosic ein netter Mensch ist würde ich nicht 3600.- € auf den Tisch legen für ein USB Kabel. Sorry to say. Was passiert wenn jetzt die Oligarchen ausbleiben. Man kann halt die Covid-Delle nicht in 1 Monat aufholen mit Wahnsinnspreisen.

HiRes und anderes mehr

Dass MQA bis auf einige neue DACs kein Thema war, und wenn dann eines voller Hass und Fehlinformation, schmerzt mich etwas, andererseits ist der Katalog so groß, dass viele es entdecken können, egal aus welcher Musikecke sie kommen.

Bonmot zu HighRes: Eine Firma bot „Exiter“ an, also dynamische Kapseln, die Wände oder Glasscheiben anregen können, und damit Sitzmöbel als Minihörraum gestalten (siehe Foto). Im Prospekt spricht man von HiRes . Und 3 Zeilen drunter vom Frequenzgang: 100 Hz bis 12 kHz. Naja …

Mehr kommt noch in Teil B und C.  … Stay tuned