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The Beauty is a Beast

SMSL M8A DAC mit winzigem Display
So klein und schon ein Display – 2 cm mal 8 mm

Noch ist für viele gar nicht klar, was ein DAC eigentlich ist, auch Digital Analog Converter ist nicht viel verständlicher. Dabei ist es ganz einfach: Die Digital-Signale eines Files am Computer oder eines Streams aus dem Internet müssen ins Analoge übersetzt werden, aus Nullen und Einsern werden zuerst elektrische Wellen und später daraus Schallwellen. Klingt einfach ist aber sehr sehr komplex. Denn digitale Signale sind beileibe nicht immer nur logisch 1 oder 0 , können zeitlich versetzt daher kommen , erfahren phasenmässige Verzerrungen in den digitalen Filtern und was noch alles. Die Umsetzung ist daher eine Wissenschaft, die in HighEnd Kreisen fast so mannigfaltig für Diskussionen sorgt wie die Federung/Versteifungen des Plattenspielers oder die Anzahl, Lage und Art der Lautsprechersysteme in der Box.

DACs gibt es wie Sand am Meer

Jeder Radio, jedes Telefon, jeder Computer ob Laptop oder StandPC und heutzutage auch fast jeder Lautsprecher haben einen DAC eingebaut, Preis und Leistungsmässig von ein paar Cent bis Zehntausende Euronen. Letzteres sind eher „externe“ Digitalwandler, die die eingebauten zb. des CD Players ersetzen. EIN Kriterium für Unterschiede ist die Obergrenze der maximalen Abtastfrequenz , die üblicherweise bei etwa 192 kHz liegt , also mehr als dem vierfachen der auf CDs üblichen 44 kHz. Besondere können bis 384 kHz , die neuesten sogar 768 kHz „verdauen“ . Dazu kommt dann noch die Dynamik, also wie rauschfrei die Elektronik gestaltet ist, hier sind 24 Bit normal, 32 Bit besonders gut.

Das 2 cm große Display kann sogar abgeschaltet werden. We did smile!

Der DAC meiner Wahl war bisher ein Schiit Modi Multibit mit 196 kHz und 24 Bit Auflösung. Bisher, weil vor einigen Wochen mein Auge auf einen brandneuen DAC fiel, dessen Marke S.M.S.L mir völlig unbekannt war, der aber eine Auflösung bis 768 kHz 32 Bit versprach und auch mit DSD das bis zu bis 256 fache von 44 kHz auflösen kann, das sind immerhin schon 11,3 Mhz !!
Normalerweise ist mit dem Blick aufs Preisschild Schluss der Begehrlichkeit, aber diesmal – am Online Portal AliExpress – war eher ein Schock die Folge: Ganze 206.- Euros wollte man dafür , INKL. Mehrwertsteuer. Blödsinn, Billigzeug, Fake und was weiss ich alles wäre hier die normale Reaktion, aber ein paar Dinge machten mich nachdenklich. Der SMSL M8A DAC war von der japanischen High End Society approbiert (was auch immer das heissen mag), hatte ein gefrästes Alu-Gehäuse aus einem Stück, technische Daten einwandfrei und glaubhaft formuliert. Wer könnte bei diesem Preis widerstehen es einfach auszuprobieren, wie sich dieser DAC im Vergleich zu meinem ebenfalls extrem günstigen 295.- Euro Modi schlagen kann. Also nix wie ab mit der Bestellung und warten.

USB Akku statt Netzgerät
Auch mit USM-Akku zu betreiben, klingt noch sanfter.

Voller Überraschungen

Lieferung erfolgt wie versprochen, sogar ein paar Tage schneller als in angekündigten 4 Wochen. Erste Überraschung: Das Paket ist winzig! Zweite: Der DAC noch viel kleiner. Ja, die Abmessungen stehen ja bei der Bestellung angegeben, aber die Bilder sind „ geschickt gemacht“. Überraschung 3: Alle Kabel sind dabei, sogar ein Kabel für externe Versorgung durch USB Stecker und somit auch AKKUBETRIEB !!! Überraschung 4: Wusste gar nicht dass sooo kleine Displays gemacht werden. 😉

Die „Bedienungsanleitung“ ist an Komprimiertheit nicht zu überbieten , ganz im Gegensatz zum Klang. Der M8A ist in wenigen Minuten einsatzbereit und spielt seine Stärke ohne zu Zögern aus: Die große Weite!

Im Unterschied zum Modi und ähnlichen DACS bringt der M8A einen fantastischen Gewinn an Rauminformation. Der Klang erstreckt sich viele Meter weiter in der Tiefe, wenn auf der Aufnahme vorgesehen auch unendlich in die Breite. Analyse pur. Das würde ich auch als Hauptcharakteristik des SMSL DACs sehen , er zeigt alles auf , jedes Detail, genau bis zur Schonungslosigkeit. Der Wechsel des USB Kabels vom beigelegten Standard zum bewährten AQVOX wird sehr deutlich zur Kenntnis gebracht, Klarheit , Ausgewogenheit noch mal verbessert. Statt dem beiliegenden Netzteil kommt jetzt ein Powerpack zum Einsatz, das mir sonst mein iPhone bis zu 3 mal neu laden kann und sofort quittiert der M8A mit weiterem Qualitätszuwachs.

Meine Audirvana Software am
Mac freut sich endlich die volle Anzeige der möglichen Geschwindigkeiten präsentieren zu können . Ich gestehe , ich kenn mich durch einschlägiges Studium und Praxis ganz gut aus, aber hier komm auch ich ins Grübeln, ob ich jetzt SoX mit nur zweifachen Upsampling wählen soll, oder Izotope 64 Bit SRC mit maximaler Frequenz-Ausnutzung. Das Gute ist, ich kann erstmals wählen. Nachteil: Der SMSL M8A ist auch ein Biest, das weniger optimale Einstellungen nicht verheimlich oder kaschiert. Der zweite Nachteil: Mein in die Jahre gekommener MacMini gerät ins Schwitzen wenn er mit Audirvana extreme Frequenz-Auflösungen vorbereiten soll, und beginnt erstmals sogar zu stottern über 368 kHz, nicht immer, aber immer öfter.

MQA ist wunderschön auch ohne MQA-DAC

Tidal Software spielt Roberta Flack

Audirvana kann ja auch erstes Entfalten von MQA Tidal-Streams , und hier zeigt der M8A seine ganze Stärke auf. Wie Roberta Flack „Killing me softly“ singt habe ich so noch nie erlebt, nicht nur ist das Klavier durchhörbar wie ein echter Flügel im Zimmer, die Stimme entfaltet bis in die kleinsten Nuancen, man kann auch den Raum „spüren“ in dem das ganze aufgenommen wurde. Ähnlich bei z.B. Arvo Pärts „Fratres“, wenn Gidon Kremer den Bogen tanzen lässt und alle Feinheiten seiner Saiten, aber auch seines Violinkorpus zum leuchten bringt. Das von Keith Jarret unnachahmlich berührte Klavier brummt sonor, ohne die Violine zu verdecken, die fast unhörbar daneben haucht.
Aber wehe man durchforstet seine Musiksammlung nach stark komprimierten MP3s , die werden in einer fast dreckigen Art präsentiert, also wollte der DAC sagen: Das Futter soll ich mampfen? Nimm das dafür!! Finger ins Auge!

In dieser Disziplin ist der Schiit Modi Multibit wesentlich nachsichtiger, bei ihm klingen auch weniger ideale Files angenehm und gut zu hören.

Der ganz unterschiedliche Charakter der beiden DACs war noch besser bei einem Freund zu hören, dessen Anlage auch hartgesottenen HighEndlern Tränen der Freude in die Augen treibt. Zwei Monoblöcke aus Ungarn mit Röhren bestückt speisen eine Sonus Faber Il Cremonese, die hier erstmals RICHTIG wunderschön klingt . Mit dem Modi rund und gesund, mit gutem Raum. Der SMSL M8A aber öffnet um unzählige Meter nach der Seite und hinten, bringt den Fokus fast IN die Instrumente, lässt Paolo Conte den Paso Doble aus dem Klavier prügeln, dass es sich aufbäumt wie ein Araberhengst, mit Kraft und Wucht, die man dem winzigen DAC nicht zugetraut hätte. Großorchestrales gerät zum Klangfest, Karajan darf wühlen wie ein Wilder. Gleichzeitig kann man jedes einzelne Chormitglied persönlich begrüßen, so fein löst sich alles auf.

Selten hat sich eine Investition so gelohnt wie beim M8A , obwohl ich noch immer nicht sicher bin wie lange er mich begleiten wird. Zum nebenbei angenehm hören wünsch ich mir einen größeren Schiit DAC oder vielleicht auch den Qutest von Chord, den ich bald probieren muss. Zum Analysieren meiner Komponenten und der Aufnahmequalität meiner Musik müsste mir jedoch erst einer einen DAC zeigen, der so detailliert den Dingen nachforscht, und dabei auch noch unglaublich preiswert ist. Bravo SMSL, ihr seid ab jetzt in meiner Liste der großen HighEnd Marken .

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  1. Einen Leserbrief den ich erhalten habe möchte ich euch mit Genehmigung des Autors nicht vorenthalten

    Guten Tag Herr Haberfellner,

    ich habe seit ca. einem Jahr schon so manches „Hilfsmittel“ bei mir gehabt, angefangen beim AFI USB, Mutec, Singxer, Schiit Eitr, einiges von Sotm, Auralic, Melco, usw…
    Wirklich zufrieden war ich mit nichts.
    Ihren Blog verfolge ich schon länger und neulich stellten Sie den SMSL M8A vor. Heute ist er bei mir angekommen und seit heute habe ich ein HIFI-Setup das mich sehr sehr glücklich macht ?

    Vielen Dank für Ihre wertvollen Beiträge!

    Beste Grüße,
    Georg Perhofer