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Die Revolution der audiophilen Fruchtzwerge – Fosi, Douk und Aiyma 

Ein E-Cabrio mit 180 PS, das 1000 € kostet gibt es nicht. Aber im Bereich HiFi gibts was ähnliches. Hier erzählt am Beispiel DOUK A5. 2 x 300 Watt Class D Verstärker in Größe einer Tablettenschachtel um etwas mehr als 100 € . 

Dass HiFi-Geräte  immer kleiner werden, haben wir mittlerweile nicht nur am Beispiel „Kallax“ -Hifi  ( @ John Darko) oder WIIM  zur Kenntnis genommen. Nun aber kommt eine Welle auf uns zu, die noch einmal VIEL kleiner bzw. größer ist. DOUK Audio A5 , Fosi Audio V3 , AIYIMA A07 und andere mehr überraschen uns mit Class D Verstärkern, die man gemütlich in der Hosentasche mitbringen kann, solange man das externe Netzteil nicht mit einberechnet. 

Der Kern des Zwerges von Texas Instruments 

TPA3255DDV  ist ein neuer Chip von Texas Instruments, der einen Class D Verstärker enthällt mit sage und schreibe bis zu 600 Watt Ausgangsleistung , bei 1 Watt aber 0.006% Harmonischen Verzerrungen und Versorgungsspannung von 18V bis 53V . Mit ein paar Bauteilen rundherum und 6 Buchsen bzw. einem Lautstärkeregler wird daraus eine Endstufe für das Wohnzimmer. 

Almost embarrasing! 

Aufmerksam geworden bin ich auf diese neuen Verstärker durch ein Video auf Youtube, in dem zwei meiner Lieblingsreviewer ( Dany von GR Research und Ron von New Record Day ) ihrem Besuch Jay von Jays Audio Lab , einem Spezialisten für Ultra High End Audio Reviews, Dany’s neue Regallautsprecher vorführen. Im Hörraum steht ein großes Rack mit dicken schwarzen Kisten voller Transistoren und Röhren. Auf die Frage welcher dieser Brummer nun die Lautsprecher gespeist hat, öffnet Ron seine Hand und zeigt Jay ein winziges Schachterl. Douk A5. https://www.youtube.com/watch?v=nMvkMJ61A5I 

Der ungläubige Reinhard muss das selber probieren

Nachdem ich auch von Fosi Audio immer mehr lese in letzter Zeit, die wunderschöne Zwerge bauen als Streamer , Phonovorstufe, Kopfhörer-Amps etc. juckt es mich derart in den Fingern, das ich das selber hören will. Bei einem Preis von unter 100 € kann man das ja riskieren. Und schon läuter der Bote von Amazon mit einem kleinen Schachterl. Drin ist ein Douk A5 mit 32 V Netzteil . Standardversion sozusagen .

Viel Platz bleibt nicht mit allen Steckern drauf
Viel Platz bleibt nicht

Cleveres aus China 

Zu diesem unfassbaren Preis bekommt man nicht nur ein schwarzes Kastl mit einem Drehregler für die Lautstärke, der A5 hat auch ein variables Hochpassfilter eingebaut, das Frequenzen unterhalb von 200 Hz ausblenden kann. Denn natürlich ist der A5 vorwiegend für kleine Regalboxen geschaffen, die am Schreibtisch oder im Jugendzimmer für guten Sound sorgen sollen. Und die fangen nun mal mit Basssignalen der tiefen Sorte nichts Vernünftiges an , außer Verzerrungen zu produzieren. Daher am besten wegfiltern. Und damit es gut aussieht, gibts eine umschaltbare Innenbeleuchtung . 

Verschiedene farben fürs Innenleben
Verschiedene Farben fürs Innenleben

Neuer Sport „OpAmp rolling“ 

Auffallend am Douk A5 ist auch eine Glasplatte an der Oberfläche, die man einfach abheben kann um a) den DIP-Schalter für die Farbe der Innenbeleuchtung einzustellen. Und b) um die Operationsverstärker zu tauschen. Dort liegt nämlich en großes Potential an Verbesserung drinnen. 

Deshalb sind sie in Fassungen gesteckt und mit einem Griff leicht zu wechseln. Aber kommen wir zuerst zum Test der Grundausstattung .

Little Big Man der  Audiophilie

Das Innenleben des A5Waren bisher ultrakleine Geräte aus China eher für die Selbstbestrafung geeignet, so öffnet sich hier ein neues Kapitel HiFi-Geschichte . Denn der fruchtige Zwerg klingt auch ohne „Tuning“ absolut passabel, und ist „ natürlich nach einigen Minuten Aufwärmphase verblüffend klar, sauber und trocken in seiner Wiedergabe. Getrieben habe ich meine Standardlautsprecher Rauna Ymer, die mit 6 Ohm und 91 dB Empfindlichkeit einen sehr guten Durchschnitt von Lautsprechereigenschaften  anbieten. Und hier kommt der Opa/Papa/Onkel-Faktor zum Tragen. Mit einem solchen Fruchtzwerg setzt man einen Anfangspunkt einer HiFi-Anlage um passable 100 € von der man mit OpAmp Rolling , besserem Netzteil ( stärker, noch sauberer , vielleicht sogar Akku betrieben) , diversen Lautsprecherkabeln , Quellen unterschiedlicher Qualität , jahrelang merkbar Upgraden kann. Und noch immer zeigt der Amp ein besseres Klangbild als vorher. 

Obelix hilft dem Zwerg

Netzteil normal vs groß
3 mal so schwer , besseres Netzkabel, 40V und 10 Ampere

Bevor wir dem kleinen tapferen Zwerg einen neuen Operationsverstärker gönnen, bekommt er aber das große Netzteil. Und mein lieber Jolly, das ist wirklich groß. Während der originale Netzteil einem der üblichen Laptop-Netzteile ähnlich sieht, kommt mit dem 48V 10Ampere Ding ein echter Kasten daher, ca 3 mal so groß und schwer. Damit ist klanglich auch sofort klar : Jetzt stimmt die Power, Kraft und Ausdauer sind garantiert, da wackelt kein Ohr mehr, das klingt nach Arnolds „Pumping Iron“. Und wenn ALLE Lautstärkeregler am Anschlag sind und das Ohr DIREKT am Hochtöner kann in der Ferne ein Hauch festgestellt werden, dass die Power voll da ist. Gott bewahre jemand würde jetzt die Playtaste drücken.

Mein Fazit also hier: Das große Ding um ca 90€ ist ein Muss, wenn es um ernsthafte Lautstärke in unerschütterlicher Stabilität geht. Solid und mächtig.

 

Stufe zwei wird gezündet – der diskrete Funke von Sparkos

Beim Upgrade von Operationsverstärker kommen die diskreten Kollegen von Sparkos Labs in den Sinn. Anstatt einem Chip kommt ein winziger Print mit diskreten Bauteilen zum Einsatz . Derzeit um etwa 75 € pro Stück zu haben ist der SS3602 , ein doppelter Verstärker, kaum größer als der Chip. Auch Burson bietet kleine Türme an, die den originalen ( der übrigens weniger als 1 € kostet) zu ersetzen. Bei der Bauweise kommt man allerdings im Douk A5 nicht zurecht.

Die Sparkos sind übrigens viel kleiner als erwartet, Fotos zeigen immer Makro-Aufnahmen, in Wirklichkeit ist der Print – bzw beie Prints – auf denen die Mikro-Bauteile aufgebracht wurden, kaum größer als der Chip . Deshalb kann diese Version auch so gut wie überall einen billigen Operationsverstärker ersetzen.

Sparkos OpAmps an Stelle der Chips.
Sparkos OpAmps an Stelle der Chips.

Das Herausziehen des „normalen“ OpAmps und besonders das Einstecken des Neuen ist nur etwas für ruhige Hände. Die Beinchen sind dünn und verbiegen sich schneller als man glaubt. Sanft ist die Devise, gefühlvoll wackeln und plötzlich schlüpft der Mini-Print bereitwillig in die 8 Löcher des Sockels.

Was dann folgt ist der endgültige Aufstieg in die Extraklasse. Der Klangraum wird erweitert, detaillierter als je zuvor, Anblasgeräusche oder Gitarrenriffs einer akustischen Gitarre werden feinst ziseliert. Räumlichkeit wird fast greifbar .

 

Aber der Kreis schliesst sich …

Hört man mehr, genauer, noch offenkundiger, kommt aber zumindest in den ersten Stunden auch der eigentliche Charakter des Verstärkers wieder zu Tage. Es ist eine Class D Endstufe. Natürlich 10 mal besser als es der Preis vermuten lässt. Aber auch gnadenlos. Scharfe Aufnahmen klingen scharf, verwaschene klingen verwaschen. Ein wenig erinnert mich das an zuviel Licht im Wohnzimmer. Die Kratzer an den Möbeln springen ins Auge, zusammenkehren sollte man auch wieder einmal. Wäre gut gewesen, der Tonmeister hätte eine sanftere Abstimmung gewählt. Ja, klar eine Violine spielt einen Sägezahn, weil der Bogen ja wegen seiner Schuppen an der Saite kratzt. Aber muss ich das so genau hören?

Mein Fazit

Texas Instruments hat einen großartigen Chip gebracht mit dem man winzige Verstärker realisieren kann, die sehr sehr verzerrungsfrei klingen, und auch laut wenns sein soll. Douk A5 hat daraus einen grandiosen Winzling geschaffen, der animiert zum selber probieren, testen was man bisher im Detail noch nicht wahrgenommen hat. Klangerlebnisse werden um 100 oder 200 € möglich, die bisher mindestens das 10-fache gekostet haben. Echte HighEnd -Endstufe aber ist es für mich, grad weil ich alle Möglichkeiten ausgeschöpft habe, noch immer nicht. Meine Suche nach der nächsten Endstufe, die meinen alten Nelson Pass Aleph ersetzen soll, geht weiter.

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